Flexibilitätsmarkt

Wie kann man Verbrauch und Erzeugung netzdienlich zusammenbringen und dadurch die Kosten im System verringern? Und können marktliche Ansätze Anreize für ein netzdienliches Verhalten der Akteure im Energiesystem schaffen?

Um diese Fragestellungen zu beantworten, haben zwei Verteilnetzbetreiber der ARGE FNB OST (MITNETZ STROM und WEMAG Netz) neue Ansätze eines Flexibilitätsmarktes in einem Demonstrationsprojekt näher untersucht und getestet. Auf diesem neuen Marktplatz können Flexibilitätspotentiale freiwillig angeboten und durch den Netzbetreiber bei Bedarf genutzt werden.

Die Kosten für Engpassmanagement-Maßnahmen in den Verteil- und Übertragungsnetzen sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Daher stellt sich die zentrale Frage, wie die Maßnahmen der Netzbetreiber kosteneffizienter durchgeführt werden können. Das Prinzip „Nutzen statt Abregeln“, also die lokale Verwendung der im Netz überschüssigen Energie, steht dabei ebenfalls im Fokus.

Marktplätze existieren bisher vor allem für global angelegte Märkte wie den Spotmarkt (Day-ahead und Intraday) oder den Regelleistungsmarkt zur Frequenzhaltung im Verbundsystem. Diese Märkte werden schon heute durch Vermarkter von flexiblen Anlagen in ganz Deutschland genutzt. Dieses marktliche Prinzip der Flexibilitätsnutzung könnte aber auch für lokale Engpässe des Verteilnetzbetreibers genutzt werden.

Im Demonstrationsprojekt sind neben den beiden Verteilnetzbetreibern auch ein Vermarkter von Demand-Side-Management-Potentialen (Entelios AG) und der Betreiber des Marktplatzes (NODES) beteiligt. Wichtig ist vor allem die Unabhängigkeit sowie die transparente und offene Ausgestaltung der Marktplattform.

Die Besonderheit im Anwendungsfall besteht in der Komplexität der Anlage selbst. Aufgrund der Versorgung der angeschlossenen Kunden in der Produktion des Industriepartners mit Strom, Wärme und Dampf, ist es wichtig die Flexibilitätsnutzung durch den Netzbetreiber bereits am Vortag mit einem ausreichenden Vorlauf zu planen. Dies stellt wiederum eine Herausforderung für den Netzbetreiber zur Vorhersage von Engpässen und Planung von Gegenmaßnahmen dar.

Als eine Möglichkeit zur Engpassbewirtschaftung steht dem Netzbetreiber dann die freiwillig angebotene Flexibilität auf dem Marktplatz zur Verfügung. Im Rahmen des Projektes wurde dieser Prozess entwickelt, ausgestaltet und für reale Demonstrationszwecke getestet.

Es konnte gezeigt werden, dass lokale Netzengpässe durch den Netzbetreiber vorhergesagt und durch die Nutzung der freiwillig auf dem Marktplatz angebotenen Flexibilität entlastet werden können. Durch den höheren physikalischen Effekt der Flexibilität sowie durch einen geringeren Preis im Vergleich zur Einspeisevergütung von Erneuerbaren Energien entsteht ein erhebliches Sparpotenzial.

Das Projekt hat jedoch auch gezeigt, dass für eine weitere Nutzung, insbesondere von lastgebundener Flexibilität, eine Weiterentwicklung des Ordnungs- und Regulierungsrahmens notwendig ist. Dadurch können weitere Anreize für eine Flexibilisierung von Anlagen geschaffen werden. Die ersten Ansätze der Prozesslandschaft wurden im Projekt bereits geschaffen.